Willkommen im (leicht chaotischen) Pferdeleben
Wenn du diesen Artikel liest, dann hast du wahrscheinlich auch eines dieser zauberhaften Wesen zu Hause: ein Pferdemädchen. Und nein, damit meinen wir nicht einfach ein Mädchen, das Pferde mag. Wir reden von der ganz eigenen Spezies: dem Pferdemädchen mit Glitzergerten, Turnierfieber und dem unerschütterlichen Traum vom eigenen Pony im Garten.
Als Mutter von zwei solcher Mädchen habe ich über die Jahre viele Erkenntnisse gesammelt, viel gelernt – und noch mehr gelacht. In diesem Artikel teile ich zehn Dinge, die du wahrscheinlich nur wirklich verstehst, wenn du selbst Elternteil eines pferdeverrückten Kindes bist.
1. Der Geruch von Stall ist ein ständiger Begleiter
Ob Matschwetter oder Hochsommer: Die Mischung aus Heu, Pferd und Leder ist allgegenwärtig. In den Haaren, in der Jacke, im Auto. Und irgendwann… findest du ihn sogar angenehm.
2. Dein Kofferraum sieht aus wie eine rollende Sattelkammer
Zwischen Reitstiefeln, Sicherheitswesten, Leckerlis und Karotten fürs Lieblingspony findet man vielleicht noch irgendwo Platz für den Wochenendeinkauf.
3. Du hast mehr über Pferde gelernt, als du je für möglich gehalten hast
Gamaschen? Trense? Unterschied zwischen Haflinger und Isländer? Alles keine Fremdwörter mehr.
4. Geburtstage werden zu Reitstall-Events
Mit Einhorn-Kuchen, Putzwettbewerb und Ponyreiten. Und natürlich kommen alle Kinder in Reitoutfits, selbst wenn gar kein echtes Reiten geplant ist.
5. Reitunterricht hat oberste Priorität
Fieber? Magenweh? Regen? Alles kein Grund, den Reitunterricht ausfallen zu lassen. (Es sei denn, das Pony hat frei.)
6. „Ich wünsche mir ein eigenes Pony“ ist keine Phase
Dieser Wunsch ist ernst. Sehr ernst. Und er wird nie aufhören.
7. Du gibst (still) mehr Geld für Reitsachen aus als für deine eigene Garderobe
Aber hey, so eine Glitzer-Schabracke ist halt auch echt ein Hingucker.
8. Du verbringst Wochenenden auf Turnieren und frierst dir im Stall den Popo ab
Und während du auf einem unbequemen Plastikstuhl Kaffee aus dem Thermobecher trinkst, bist du trotzdem stolz wie Oskar.
9. Das Thema „Sicherheit“ beschäftigt dich ständig
Ist der Helm noch aktuell? Sitzt die Weste richtig? Ist das Pony auch wirklich brav genug für den Geländeritt?
10. Du bewunderst dein Kind für seinen Mut und seine Hingabe
Denn da sitzt es, mit leuchtenden Augen, voller Verantwortung, voller Liebe. Und du weißt: Das ist mehr als nur ein Hobby. Das ist eine Leidenschaft.
Was du als Elternteil aus dem Pferdeleben mitnehmen kannst
Pferdemädchen sind nicht nur Pferdefans, sie wachsen mit ihren Aufgaben. Und als Elternteil bekommst du nicht nur neue Einblicke in die Welt der Vierbeiner, sondern auch wertvolle Impulse für deine Erziehung:
- Verantwortung: Kinder lernen im Stall, dass ihr Verhalten Konsequenzen hat. Ein Pony wartet nicht geduldig, wenn man zu spät kommt. Füttern, Putzen, Pflegen – all das verlangt Disziplin.
- Geduld & Frustrationstoleranz: Nicht jeder Galopp klappt sofort, nicht jedes Turnier wird gewonnen. Aber Pferde lehren Kinder, dranzubleiben.
- Empathie & Achtsamkeit: Pferde sind feinfühlige Wesen. Wer mit ihnen umgeht, lernt zuzuhören – auch ohne Worte.
- Körpergefühl & Bewegung: Reiten ist Sport. Es fördert Balance, Kraft und Koordination.
Du siehst: Auch wenn der Weg manchmal matschig ist, lohnt er sich.
Eigene Erfahrung: Wie unsere Familie mit dem Pferdevirus lebt
Ich erinnere mich noch gut an die erste Reitstunde meiner älteren Tochter. Sie war sechs, das Pony hieß Flöckchen, und ich dachte, das ist vielleicht eine nette Phase. Tja… heute steht ein Kalender mit Reitterminen in der Küche, ich kenne die besten Reithosenmarken und meine Wochenenden bestehen aus Putzzeug-Suchen, Ponys-Führen und Fahrdiensten.
Aber ich sehe auch, wie meine Mädchen wachsen. Nicht nur im Sattel, sondern auch innerlich. Sie übernehmen Verantwortung, sie kämpfen sich durch Rückschläge, sie strahlen, wenn sie im Stall ankommen. Und obwohl ich manchmal heimlich stöhne, weil schon wieder die Reitstiefel zu klein sind, würde ich es nie anders haben wollen.
Fazit: Zwischen Mistgabeln und Glücksmomenten
Eltern von Pferdemädchen leben in einer Welt voller Gegensätze: Zwischen Glitzer und Stallgeruch, zwischen Frühstückstisch und Turnierplatz, zwischen kindlichem Zauber und echtem Verantwortungsbewusstsein.
Ja, es ist manchmal anstrengend. Und ja, es kostet Zeit, Geld und Nerven. Aber es ist auch unglaublich bereichernd, dein Kind auf diesem Weg zu begleiten.
Denn wer sein Herz einmal an ein Pferd verliert, gewinnt so viel mehr: Freundschaft, Disziplin, Mut – und ein paar wirklich gute Geschichten für die Familienchronik.
FAQ: Häufige Fragen von Eltern mit Pferdemädchen
1. Ist Reiten nicht zu gefährlich für Kinder?
Reiten birgt Risiken, wie jeder Sport. Aber mit guter Ausrüstung, erfahrenen Trainern und vernünftigen Ponys ist es ein kontrollierbares Risiko. Die vielen positiven Effekte überwiegen oft deutlich.
2. Wie finde ich eine gute Reitschule?
Achte auf kleine Gruppen, ausgebildete Reitlehrer:innen, sichere Umgebung und gut versorgte Pferde. Ein Probetermin mit deinem Kind gibt oft schnell ein Gefühl, ob es passt.
3. Wie teuer ist das Hobby wirklich?
Das hängt stark vom Umfang ab. Wöchentlicher Unterricht liegt meist zwischen 15–40 Euro. Ausrüstung, Turniere und Ferienreitlager können zusätzlich ins Geld gehen.
4. Muss ich selbst Pferde mögen, um mein Kind zu unterstützen?
Nein. Aber ein gewisses Grundinteresse hilft, den Alltag stressfreier zu gestalten. Viele Eltern wachsen mit der Zeit in die Rolle hinein.
5. Was mache ich, wenn mein Kind plötzlich die Lust verliert?
Kein Problem. Hobbies ändern sich. Vielleicht war es nur ein kurzer Ausflug in die Pferdewelt – und selbst dann hat dein Kind sicher viel gelernt.
Du erkennst dich in dem ein oder anderen Punkt wieder? Dann heiße ich dich herzlich willkommen im Club der Pferdemütter (und -väter). Wir treffen uns meist am Stall, mit Kaffee, Thermojacke und einem liebevollen Lächeln. Und manchmal auch einem leisen Seufzer.