Von der Pony-Phase zur Lebensleidenschaft

Vielleicht kennst du diesen Satz: „Ach, das ist bestimmt nur eine Phase.“

Viele Eltern, deren Kinder plötzlich Pferde lieben, hören ihn irgendwann. Und klar, manche Kinder verlieren nach ein paar Monaten das Interesse. Doch bei vielen bleibt die Pferdeliebe – tief, echt und mit jeder Menge Ausdauer. Was als scheinbare Schwärmerei beginnt, wird für manche Kinder zur Herzensangelegenheit. Und für uns Eltern? Heißt das: mitleben, mitlernen und manchmal auch mitlachen (oder -leiden).

In diesem Artikel nehme ich dich mit auf eine Reise durch die Welt der pferdeverrückten Kinder und dem, was das für uns als Eltern bedeutet. Mit ehrlichen Einblicken, praktischen Tipps und der Erkenntnis: Diese „Phase“ ist oft der Beginn von etwas Großem.


Was hinter der Pferdeliebe steckt und warum sie so wertvoll ist

1. Pferde lehren mehr als nur Reiten

Kinder, die Zeit mit Pferden verbringen, lernen Verantwortung, Geduld und Empathie. Sie putzen, misten aus, füttern und kümmern sich – auch wenn es kalt, nass oder unbequem ist. Diese Form von Verbindlichkeit ist selten geworden und unglaublich wertvoll für die Persönlichkeitsentwicklung.

2. Selbstwirksamkeit erleben

Ein Pferd zu lenken, ein scheues Pony zu beruhigen oder allein einen Sattel aufzulegen: Das Gefühl, etwas zu schaffen, gibt Kindern Selbstvertrauen. Sie sehen, dass ihr Verhalten Wirkung hat – positiv wie negativ. Das formt Charakter.

3. Bewegung statt Bildschirm

In einer Zeit, in der viele Freizeitaktivitäten vor Bildschirmen stattfinden, ist das Draußensein mit Pferden ein echtes Geschenk. Frische Luft, Natur und Bewegung gehören automatisch dazu.

4. Sozialer Raum ohne Schule

Der Reitstall wird schnell zum zweiten Zuhause. Hier finden sich Gleichgesinnte, Freundschaften entstehen, Konflikte müssen gelöst werden. Alles außerhalb des schulischen Rahmens – aber nicht weniger lehrreich.

5. Pferde sind emotionale Spiegel

Pferde reagieren sensibel auf Stimmungen. Wer nervös ist, bekommt ein nervöses Pferd. Wer ruhig bleibt, spürt Vertrauen. Diese direkte emotionale Rückmeldung erleben Kinder selten so klar wie im Umgang mit Tieren.


Eigene Erfahrung: Wenn der Funke überspringt

Bei meiner ältesten Tochter war es Liebe auf den ersten Hufschlag. Schon mit vier Jahren zeigte sie mehr Interesse an Pferdebüchern als an Puppen. Ich dachte anfangs, es sei eine Phase. Doch das Pferdefieber wurde stärker: Erst Voltigieren, dann Reitstunden, dann der Wunsch nach einer Reitbeteiligung.

Heute, Jahre später, ist klar: Das ist keine Laune. Sie kennt jedes Pferd auf dem Hof mit Namen, weiß genau, wann welches Pony welche Krankheit hatte und spart ihr Taschengeld für neue Gamaschen. Ich habe gelernt: Mein Job ist es nicht, das zu bewerten, sondern zu begleiten. Das bedeutet: Planen, Organisieren, Motivieren – und manchmal auch bremsen.

Klar, es gibt Momente, in denen ich mir ein Hobby mit weniger logistischem Aufwand wünsche. Aber gleichzeitig sehe ich, wie viel mein Kind davon hat. Und genau das ist der Punkt: Pferdeliebe ist kein kurzfristiger Hype. Es ist eine Beziehung.


Fazit: Pferdeliebe ernst nehmen, ohne sich zu verlieren

Wenn du merkst, dass dein Kind nicht nur Pferde „mag“, sondern wirklich fühlt, dann darfst du das ernst nehmen. Pferdeliebe ist intensiv, aber nicht irrational. Sie hat eine Tiefe, die uns Erwachsene manchmal überrascht.

Als Eltern müssen wir die Balance finden: zwischen Unterstützen und Grenzen setzen, zwischen Begeisterung teilen und den Alltag realistisch gestalten. Nicht jedes Kind braucht ein eigenes Pony, aber jedes pferdeverliebte Kind braucht einen sicheren Raum, in dem es diese Liebe leben darf.

Und du? Du darfst mitlernen. Vielleicht erkennst du in dieser Pferdewelt Seiten an deinem Kind, die du nie erwartet hättest. Und vielleicht entdeckst du dabei auch selbst etwas Neues. Denn manchmal ist das kein Ponywahn – sondern eine Einladung, gemeinsam zu wachsen.


FAQ: Pferdeliebe verstehen und begleiten

1. Ist Pferdeliebe wirklich mehr als eine Phase?
Oft ja. Gerade wenn sie über Jahre bleibt, mit echtem Engagement, Fachwissen und Begeisterung. Beobachte dein Kind: Ist es dauerhaft interessiert?

2. Muss ich selbst reiten, um mein Kind zu unterstützen?
Nein. Aber Interesse und Offenheit helfen. Frag nach, lies mit, hilf beim Organisieren. Deine Haltung macht den Unterschied.

3. Was tun, wenn Pferdeliebe sehr viel Zeit beansprucht?
Sprich mit deinem Kind über Grenzen. Plane gemeinsam feste Zeiten, führ eine Art „Wochenvertrag“ ein. Struktur hilft.

4. Wie kann ich mein Kind motivieren, auch bei Rückschlägen dranzubleiben?
Redet darüber. Erinnere an frühere Erfolge. Zeig, dass Frust dazugehört. Und: Unterstütze, ohne Druck auszuüben.

5. Sollte ich meinem Kind ein eigenes Pferd kaufen?
Das ist eine große Entscheidung, die viel Wissen, Geld und Zeit erfordert. Beginnt lieber mit Reitbeteiligung oder Pflegepferd. Schritt für Schritt.


Die Pferdeliebe deines Kindes ist ein Geschenk. Vielleicht kein leises, aber ein nachhaltiges. Und du bist Teil dieser Reise – mit all ihren Höhen, Tiefen und Matschstiefeln. Viel Freude dabei!

Von Andrea

Hallo, ich bin Andrea – Ende 30, Mama von zwei pferdeverrückten Mädchen und inzwischen selbst ein echter „Stallprofi“ geworden. Fast täglich begleite ich meine Töchter in den Stall, helfe beim Putzen, Satteln und natürlich beim Daumendrücken bei Reitstunden und Turnieren. Pferde gehören bei uns längst zur Familie – mit allem, was dazu gehört: matschige Stiefel, frühe Wochenenden und jede Menge Glücksmomente. Im Magazin schreibe ich für alle Eltern, die diese besondere Welt ebenfalls erleben – manchmal mit staubigen Händen, oft mit vollem Herzen. Ich teile Erfahrungen, Tipps und Ideen rund um das Leben mit Pferdemädchen – ehrlich, sympathisch und immer mit dem Blick darauf, wie wir unsere Kinder liebevoll und entspannt in ihrem Hobby unterstützen können. Schön, dass du da bist – wir reiten gemeinsam durch diese aufregende Zeit!