Stoff, Stiel & ganz viel Fantasie

Wenn dein Kind zu den typischen „Pferdemädchen“ gehört, hast du vielleicht schon Bekanntschaft mit dem Trend gemacht: Hobby Horsing – also das Reiten auf selbstgebastelten Steckenpferden. Was früher als „Kinderspiel“ galt, hat sich heute zu einer ernstzunehmenden Bewegung mit Turnieren, Choreografien und leidenschaftlichen jungen Reiterinnen entwickelt – ganz ohne echtes Pferd.

Ein Hobby Horse ist weit mehr als nur ein Spielzeug. Es ist treuer Begleiter, Trainingspartner, Sportgerät und kreatives Ausdrucksmittel in einem. Und das Beste: Du kannst es gemeinsam mit deinem Kind selbst basteln. In diesem Artikel bekommst du eine ausführliche Anleitung, Tipps aus eigener Erfahrung und ein paar Gedanken, warum diese Bastelzeit mehr ist als nur Kleber, Füllwatte und Knöpfe.


Warum Hobby Horses basteln?

Bevor wir direkt in die Schritt-für-Schritt-Anleitung eintauchen, lass uns einen Blick auf das „Warum“ werfen. Warum lohnt es sich, das Steckenpferd selbst zu machen – anstatt eines zu kaufen?

Kreativität & Individualität

Beim Selbermachen entscheidet dein Kind: Welche Farbe soll das Pferd haben? Welche Mähne? Wird es ein Isländer, ein Araber – oder vielleicht ein Einhorn? Die Gestaltung fördert Kreativität und Fantasie.

Bindung & Stolz

Ein Hobby Horse, das mit den eigenen Händen entstanden ist, wird automatisch „mehr wert“. Es wird gehegt, gepflegt, mitgenommen und bekommt oft sogar einen Namen, Stallbuch und Schleifen.

Nachhaltigkeit & Kostenersparnis

Ein hochwertiges Hobby Horse aus dem Handel kostet schnell 70 Euro oder mehr. Mit ein paar Materialien aus dem Bastelladen und dem Nähkästchen kannst du für einen Bruchteil der Kosten ein ganz persönliches Unikat zaubern.


Schritt-für-Schritt-Anleitung: So entsteht euer Hobby Horse

Du brauchst:

  • Ein altes Kissen oder Füllwatte (zum Ausstopfen)
  • Baumwollstoff, Filz oder alte Jeans (für den Pferdekopf)
  • Wolle oder dicke Schnur (für die Mähne)
  • Knöpfe oder Sicherheitsaugen (für die Augen)
  • Schwarzer Filz oder Stoffreste (für Nüstern, Maul)
  • Ein stabiler Besenstiel oder Rundholz (ca. 80–100 cm)
  • Nadel, Faden oder Nähmaschine
  • Textilkleber oder Heißkleber
  • Schere, Stift, Stecknadeln

Und so geht’s:

1. Vorlage vorbereiten

Zeichne einen Pferdekopf auf Papier (ca. 40 cm lang, 30 cm hoch). Denk an Ohr, Nüstern und die spätere Stielöffnung. Übertrage die Form auf deinen Stoff – 2x ausschneiden.

2. Zusammennähen

Lege die beiden Stoffteile rechts auf rechts und nähe sie an den Rändern zusammen – unten bleibt eine Öffnung. Wenn du keine Nähmaschine hast, funktioniert es auch mit Handstichen (eng & kräftig). Anschließend wenden.

3. Ausstopfen

Fülle den Kopf mit Watte oder zerkleinerter Kissenfüllung. Drücke alles schön gleichmäßig in Ohren, Nüstern und Maulform.

4. Stiel einsetzen

Stecke den Besenstiel in die untere Öffnung. Stopfe noch etwas Watte nach, damit der Stiel fest sitzt. Fixiere ihn mit Kleber oder nähe die Öffnung straff zu.

5. Mähne anbringen

Schneide viele gleich lange Wollfäden zu (ca. 30–40 cm). Nähe oder klebe sie in Reihen entlang des Mähnenkamms. Wenn dein Kind mag, flechtet ihr einzelne Strähnen ein oder bastelt bunte Zopfbänder.

6. Gesicht gestalten

Nähe oder klebe Knopfaugen, Filz-Nüstern und ggf. ein Zaumzeug aus Lederresten oder Webband auf. Manche Kinder geben ihrem Pferd sogar ein kleines Halfter mit Namensschild.


Persönliche Erfahrung: Von der Stoffkiste zum Reitplatz

Bei uns zu Hause hat es mit einem verregneten Sonntagnachmittag angefangen. Meine Töchter hatten ein Video von einem finnischen Hobby Horse Turnier gesehen – und sofort war klar: „Wir brauchen auch eins!“ Ein bisschen skeptisch war ich schon, ob das klappt – ich bin keine Bastelkünstlerin. Aber mit einer Tasse Tee, etwas Geduld und vielen Lachern haben wir tatsächlich zwei einzigartige Pferde erschaffen: „Sternchen“ und „Dusty“.

Was mich am meisten überrascht hat? Wie stolz die beiden am Ende auf ihre Werke waren – und wie sehr sie sich seitdem kümmern. Da wird gestriegelt, gestreichelt, trainiert – und natürlich ausgiebig geritten (auch durchs Wohnzimmer). Das Basteln war nicht nur kreativ – es hat uns auch Zeit miteinander geschenkt.


Fazit: Selber machen schafft Verbindung

Ein Hobby Horse zu basteln ist mehr als ein Bastelprojekt – es ist eine gemeinsame Reise. Dein Kind lernt, dass etwas Zeit, Mühe und Liebe braucht, um besonders zu werden. Gleichzeitig ist es ein Ausdruck von Fantasie, ein kreativer Ausgleich zum Alltag – und ein Einstieg in die große Welt des Reitsports, auch ohne echtes Pferd.

Also: Sattelt die Nadel, sattelt den Kleber – und los geht’s! Egal ob Isländer oder Einhorn, Turnierpferd oder Frechdachs – jedes selbstgemachte Hobby Horse trägt ein Stück Herz mit sich.


FAQ – Häufige Fragen von Eltern

Ab welchem Alter eignet sich das Basteln eines Hobby Horses?
Ab ca. 6 Jahren kann dein Kind mithelfen, zu schneiden, zu kleben oder die Farben auszuwählen. Ab 8 Jahren kann es je nach Geschick auch selbst nähen – mit etwas Anleitung.

Was, wenn ich nicht nähen kann?
Kein Problem. Viele Schritte lassen sich auch mit Textilkleber oder einer Heißklebepistole umsetzen. Es gibt außerdem einfache No-Sew-Varianten aus alten Socken und Stoffresten.

Wie stabil sind selbstgemachte Hobby Horses?
Sehr stabil – wenn der Stiel gut befestigt ist. Ein Rundholz aus dem Baumarkt ist oft besser als ein alter Besenstiel. Wenn das Pferd als „Sportgerät“ genutzt werden soll, lohnt es sich, besonders sorgfältig zu kleben und zu nähen.

Wie lange dauert das Basteln?
Mit einem motivierten Kind und etwas Vorbereitung braucht ihr etwa 2–3 Stunden für ein komplettes Pferd. Ideal für ein Wochenende oder einen Feriennachmittag.

Kann man damit draußen spielen?
Unbedingt! Achte aber auf feste Materialien. Für den Outdoor-Einsatz kannst du Stoffe wie Cord oder Jeans nehmen – die halten einiges aus.


Viel Spaß beim Basteln, Lachen und – natürlich – beim Reiten eurer neuen, ganz persönlichen Hobby Horses!

Von Andrea

Hallo, ich bin Andrea – Ende 30, Mama von zwei pferdeverrückten Mädchen und inzwischen selbst ein echter „Stallprofi“ geworden. Fast täglich begleite ich meine Töchter in den Stall, helfe beim Putzen, Satteln und natürlich beim Daumendrücken bei Reitstunden und Turnieren. Pferde gehören bei uns längst zur Familie – mit allem, was dazu gehört: matschige Stiefel, frühe Wochenenden und jede Menge Glücksmomente. Im Magazin schreibe ich für alle Eltern, die diese besondere Welt ebenfalls erleben – manchmal mit staubigen Händen, oft mit vollem Herzen. Ich teile Erfahrungen, Tipps und Ideen rund um das Leben mit Pferdemädchen – ehrlich, sympathisch und immer mit dem Blick darauf, wie wir unsere Kinder liebevoll und entspannt in ihrem Hobby unterstützen können. Schön, dass du da bist – wir reiten gemeinsam durch diese aufregende Zeit!